Brandy neu gedacht und neu gemacht

Weinbrand oder Brandy – der Unterschied liegt im Promille-Bereich, Weinbrand hat in der Regel 36 Vol.-% und Brandy 40 Vol.-% – ein Szene-Getränke ist es so oder so nicht gerade. Geschätzte Zahlen der Spirituose: 40 Prozent Alkohol und mindestens 50 Prozent Trinker jenseits der 60. Drei Männer haben es sich im Jahr 2020 zum Ziel gesetzt, den 25-Jährigen dieses Landes, das Brandy-Trinken nahezubringen.

Veröffentlicht am 10/07/2024

Unternehmertum
Startups & Young Talents
Craft Drinks
Spirituosen

Ein Beitrag von

Nina Anika Klotz

freie Autorin

Artwerk bringt die Frucht in den Brandy

Benjamin Scheuerer, Henning Madea und Reiner Hoppe dachten sich 2020 dann aber: Da müsste doch noch etwas gehen. Kann man den Brandy nicht aus der Staub-Ecke rausholen? Seitdem brennen sie in Rüdesheim unter dem Namen Artwerk Brandy, also Weinbrand. Drei Sorten haben sie aktuell im Sortiment, alle drei in Bioqualität.

Interview mit Benjamin Scheuerer von Artwork

Benjamin, wie seid ihr denn auf diese Idee gekommen?

Benjamin Scheuerer

Seit bestimmt zehn Jahren habe ich das trübe Dasein des Brandys und des Weinbrands beobachtet. Im Regal: Alles braune und schwarze Etiketten und Produkte der 1950er und 1960er.  So traurig. 

Warum traurig?

Scheuerer

Weil da nichts passiert ist, keine Innovation, nichts. Dabei basiert Brandy doch auf Weißwein. Und gerade in Deutschland gibt es die besten Weißweine der Welt aber keine ausgezeichneten Brandys. 

Also habt ihr beschlossen, da was zu machen. Eine Innovation. Wie kann man denn aber nun ein bestehendes Getränk innovieren?

Scheuerer

Wir wollen Brandy neu denken und dabei sozial und nachhaltig arbeiten. Wir haben etwas an der Herstellung gedreht. Wir arbeiten mit einer Vakuum-Destillation. Das macht hierzulande kein Cognac- und kein Weinbrand-Brenner. Dabei kann man dadurch viel, viel mehr Aroma aus Riesling und aus Chardonnay gewinnen. Dabei setzen wir ausschließlich auf Bioweine und arbeiten mit unterschiedlichen Biowinzern zusammen.

Und wer ist die Zielgruppe dieser Innovation?

Scheuerer

Klassisch ist die Zielgruppe für Brandy und Weinbrand Ü50. Die steuern wir aber nicht an. Wir gehen auf die 25- bis 45-Jährigen. Denen bieten wir ein regionales Produkt aus Deutschland, das eben durch die Vakuum-Destillation sehr viel fruchtiger und damit zugänglicher ist, als andere Weinbrände. Man kann auch schöne Aperitifs daraus mixen, weil die nicht so sehr mit der "Holzkeule" daherkommen, sondern eben mit ganz viel Frucht. Und wenn wir doch ein bisschen Holz drin haben wollen, dann nehmen wir gebrauchte Fässer, die nur noch wenig Tannin und Gerbstoffe abgeben, sodass der Brandy das Fruchtige nicht verlieren kann. 

Produktfoto Artwerk Brandy Master Edition

"Wir wollen eine junge Zielgruppe ansprechen!"

Wie erreicht ihre diese Zielgruppe?

Scheuerer

Wir fahren zweigleisig. Auf der einen Seite gehen wir über die Gastro und bringen Artwerk den Barkeepern und Mixologen näher. High End Bars sind die erste Adresse für uns, weil Mixologen Bars immer einen Fokus auf neue Innovationen und hochwertige Produkte haben. Auf der anderen Seite gehen wir auf unheimlich viele Events, Genussmessen oder Design-Events. Und da lassen wir die Leute einfach probieren. Liquid to the lips. 

Würde man den Brandy zuhause pur trinken?

Scheuerer

Kann man natürlich. Ein einfacher Mix ist aber auch mit Ginger Ale und Limette. Oder mit Grapfruitlimonade. Ganz easy.

Und was ist mit dem Low- und No-Alkohl-Trend gerade bei den jüngeren?

Scheuerer

Über das Thema alkoholfrei machen wir uns auch Gedanken und Versuche in diese Richtung haben wir auch schon gemacht aber das Produkt hat noch nicht die Qualität, die wir uns vorstellen. Erstmal wachsen wir jetzt im Bereich mit Alkohol.